Frei Frausein

Ist Emanzipation eine männliche Angelegenheit? Oder braucht es mehr Weiblichkeit, um Gleichberechtigung leben zu können?

Frauen sind nicht frei, solange sie männlich agieren – im Job, zuhause und in der Liebe. Eifrig, eisig und taktierend. Männliche Marschrouten physisch wie psychisch zu imitieren, wird uns nicht dort hinbringen, wo wir frei Frau sind.

Über einige Jahrzehnte hat sich der Trainingsplan zur erfolgreichen Frau an den Männern orientiert.
 Die 70er und 80er haben ein taffes Frauenbild hervorgebracht. Frauen, die alles anders machen wollten als ihre angepassten Hausfrauenmütter.
Der maskuline Gang für Frauen hat sich eines Tages als Liebestöter enttarnt und wurde somit zum Eigentor.

Anfang der 2000er haben vier New Yorkerinnen in Sex and the City das Frauenbild radikal auf den Kopf gestellt. „I will not be judged by you or society. I will wear whatever and blow whomever I want as long as I can breathe and kneel.“ (Kim Cattrall als Samantha Jones in SATC, Covergirl). Für die einen war es vulgär, für die anderen ein revolutionärer Weiblichkeitsbooster.  Auch wenn ihr Lifestyle absolut abgehoben war, haben diese Frauenrollen großzügigen Glamour und unglaublich viel Weiblichkeit in vielen Frauen reanimiert.

Ab sofort ermächtigen sich Frauen größeren Dimensionen – im Job und auch zuhause. Während sich Männer jeher bombastisch in Szene gesetzt und protzig aufdrapiert haben, sind begabte Frauen daneben bescheiden klein geblieben.
 Heute ist Schluss mit dem Mitleidsinvestment und der Kulissenschieberei. Frauen spüren, dass die Resonanz mit sich selbst die ehrliche Basis für Gleichberechtigung ist und entscheiden sich für eine selbstkuratierte Lebesnform.

„Nur wenn die Frau in die Potenz findet, kann sie Autonomie nicht nur einfordern, sondern auch leben.“ (Svenja Flaßpöhler) 

Literaturpreise, Ausstellungen, Sendeprogramme, Artikel, Magazine, etc. … werden heute Frauen weltweit gewidmet. Nicht weil wir anders gesehen werden, sondern weil wir uns endlich gegenseitig bestärken. Wir erzählen unsere Geschichten aus weiblicher Perspektive. Von Frau zu Frau. Von Frau über Frau. Von Frau in die Welt.

Im Geschlechterlabyrinth sortieren sich die Rollen noch neu. Rückfälle, Krisen und Trotzanfälle beengen den Weg zur Gleichberechtigung. Durchhalten lohnt sich! Wenn nicht für uns, dann für unsere Nachkommen. Irgendwann wird aus einem verunsicherten Durchlaufposten ein logischer und gegenseitig bestärkender Kurs.

Frausein ist eine kraftvolle Mehrheit, die man aus Angst und fehlendem Respekt gern klein gehalten hat. Statt uns alle heiligen Zeiten wie ein exzentrisches Tier im Zoo vorführen zu lassen, regeln wir die Performance heute selbst. Offensiv und vornehm selbstverliebt. Das „hinter einem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau“- Prinzip hat ausgedient. Jetzt heißt es: „Selber machen meine Herren: Wir sind beschäftigt!“